Pädagogische Grundlagen

  • Kindheit findet heute verstärkt in Innenräumen statt. Der Waldkindergarten soll dem entgegen wirken: Kinder sollen hier durch viel Bewegung in der Natur ihre motorischen Fähigkeiten schulen und ihre Fantasie frei entfalten.
  • In einem Waldkindergarten verbringen die Kinder mit den Erzieherinnen/ Erziehern die meiste Zeit ihres Kindergartentages in einem bestimmten, räumlich begrenzten Gebiet des Waldes.
  • Für extreme Witterungsverhältnisse (z.B. Sturm) steht uns ein speziell für Waldkindergärten ausgebauter Bauwagen zur Verfügung. Hier werden auch Bastel- und Spielmaterial, Kleidung und Ausrüstung aufbewahrt.
  • Mit Kindern in den Wald heißt auf Entdeckungsreise gehen.
  • Die Natur – eine Umgebung ohne Türen und Wände – bietet viel Bewegungsfreiheit, Raum zum Spielen, entdecken und erkunden.
  • Von besonderer Bedeutung im Waldkindergarten werden die vielfältigen Möglichkeiten der sinnlichen Wahrnehmung sein. Kinder müssen Dinge erst sehen, berühren und mit ihnen umgehen, bevor sie Erklärungen verarbeiten können.

Pädagogischer Ansatz

  • Der jahreszeitliche Rhythmus ist strukturierendes Element der Waldkindergartenarbeit.
  • Die Kinder haben im Naturraum Platz für raumgreifende Bewegungen. Sie erleben dadurch ihre körperlichen Möglichkeiten und Grenzen. Die Natur bietet eine Vielfalt an Bewegungsanlässen und –möglichkeiten.
  • Alle fünf Sinne des Kindes – Fühlen, Hören, Riechen, Schmecken und Sehen – werden in ihrer Differenziertheit angesprochen, die der Vielfalt der natürlichen Umgebung entspricht. Die Intelligenz des Kindes wird angeregt und gefördert. Das Kind lernt vorwiegend über das eigenständige Tun, Erproben, Untersuchen, Experimentieren, Erfinden und Erleben.
  • Die Förderung im psychomotorischen Bereich findet unter idealen Bedingungen statt.
  • Das Kind kann bei einer Tätigkeit, bei einer Beobachtung verweilen, entsprechend seinem individuellen Bedürfnis. Störfaktoren wie Lärm und räumliche Enge entfallen.
  • Die Fantasie des Kindes kann sich frei entfalten.
  • Zur ganzheitlichen Erziehung im Waldkindergarten gehören die rhythmisch –musikalische Erziehung und die Vermittlung von Kulturgut (z.b. Feste, Märchen, Brauchtum). Die künstlerisch-ästhetische Förderung greift vorwiegend auf Materialien aus der Natur zurück.
  • Die Stille wird erfahrbar. Eine Sensibilisierung für das gesprochene Wort und die Stimme der Natur wird ermöglicht.
  • Feuer, Wasser, Luft und Erde gehören zu existentiellen Lebensgrundlagen des Menschen.
  • Jedes Mitglied der Gruppe ist in besonderem Maße als Helfer und Wissensvermittler gefordert. Auf der Basis des aufeinander-angewiesen-Seins wird die soziale Kompetenz der Gruppe und des Einzelnen gestärkt.
  • Die Bewegung in frischer Luft bei jeder Witterung fördert die Gesundheit und stärkt das Immunsystem der Kinder.

Eingewöhnung

Bedürfnisorientierte Eingewöhnung nach dem Berliner Modell

In unserer Einrichtung gestalten wir die Eingewöhnung nach dem Berliner Modell.

Das Berliner Modell ist eine sehr behutsame und schrittweise elternbegleitete Eingewöhnung des Kindes an die Betreuer und die neue Umgebung.

Die Eingewöhnung ist eine aufregende Zeit voller Fragen und oft Unsicherheiten. Nehmt euch bis zu sechs Wochen Zeit, um euer Kind begleiten zu können. Meist sucht sich das Kind im Laufe der Zeit seine Bezugsperson aus.

In der ersten Woche werdet ihr mit eurem Kind täglich bis maximal 12 Uhr in den Waki kommen, so dass ihr und euer Kind den Ort und die Menschen kennenlernt und die Zeit nicht zu lang wird, um ein rundum gutes Gefühl zu haben.

Ein erstes Frühstück, ein erster Ausflug in den Wald etc. werden euch die Abläufe zeigen. Zwar seid ihr als Eltern die Experten für euer Kind, doch zeigt unsere Erfahrung, dass bei manchen Kindern nach zwei Stunden der Tag beendet werden sollte. Mit der Zeit werden wir euch vorschlagen, euch für 10 bis 30 Minuten zu verabschieden, bis ihr guten Gefühls euer Kind bei uns lasst.

In verschiedenen Phasen und mit der Unterstützung der Bezugsperson wird das Kind mit den Erziehern und der neuen Umgebung vertraut gemacht.

Für Kinder ist es eine große Herausforderung, sich an eine neue Umgebung anzupassen und eine neue Beziehung zu fremden Personen aufzubauen. Dabei benötigen sie die Hilfe und Unterstützung ihrer Bezugspersonen.

Das grundlegende Ziel der Eingewöhnung besteht darin, während der Anwesenheit der Bezugsperson eine tragfähige Beziehung zwischen Fachkraft und Kind aufzubauen. Diese Beziehung soll dem Kind Sicherheit bieten.

Tagesablauf

Ein Kindergartentag im 1. Wald – und Natur Kindergarten Aachen beginnt mit der Bringzeit ab 8Uhr. Die Eltern bringen ihre Kinder auf das Gelände, wo sie von den Erziehern in Empfang genommen werden.

Hier gibt es auch immer die Möglichkeit für ein kurzes „Tür- und Angelgespräch“. Die Kinder hängen ihre Rucksäcke an die dafür vorgesehene Außengarderobe und können frei wählen zwischen dem Spiel auf dem Außengelände oder im Bauwagen.

Um ca 9:15 Uhr findet der Morgenkreis auf dem Außengelände statt, zu dem alle Kinder und Betreuer zusammenkommen und Lieder singen, Bewegungsspiele spielen und andere aktuelle Themen des Tages besprechen. Je nach Witterung und Tagesplan wird entweder in den Bauwagen, auf dem Außengelände oder im Wald gefrühstückt.

Nach dem Frühstück haben die Kinder die Möglichkeit im Wald frei zu spielen oder an Projekten ( zB.:singen, basteln, bauen,schnitzen, gärtnern, Yoga, Bilderbuchbetrachtung..) auf dem Außengelände, im Bauwagen oder im Wald teilzunehmen. Der tägliche Waldaufenthalt ist konzeptioneller Schwerpunkt im Waldkindergarten. Lediglich bei Sturm, Gewitter oder bei Projektarbeiten, die auf dem Gelände stattfinden, wird er aufgehoben.

Waldaufenthalte finden an regelmäßig vom Forstamt kontrollierten Plätzen statt.

Täglich wird je nach Wetterlage und Wünschen der Kinder neu entschieden, an welchem Waldplatz die Gruppen sich aufhalten. Damit eine Unterscheidung für die Kinder und Erzieher leichter fällt, gibt es für jeden Platz einen Namen (Wichtelberg, Kletterbaum, Zwergentreff, Pickelbaum, etc), der mit den Kindern zusammen je nach Eigenschaft des Platzes ausgesucht wurde.

Die Gruppen gehen sowohl getrennt voneinander als auch gruppenübergreifend in den Wald. In unserem Kindergartenalltag wird dabei sehr auf Freiwilligkeit und Partizipation der Kinder geachtet.

Um ca. 12 Uhr gehen die Gruppen zurück zum Waldkindergartengelände.

Nun stärken wir uns mit Obst und Rohkost, bevor die erste Abholphase stattfindet.

Kinder, die nicht zum Mittagessen angemeldet sind, werden nun abgeholt.

Gegen 12:30/13 Uhr wird ein vegetarisches Mittagessen geliefert.

Je nach Witterung wird das Mittagessen im Bauwagen oder auf dem Außengelände verspeist.

Nach dem Mittagessen findet die letzte Abholphase bis 15 Uhr statt. Die Kinder spielen auf dem Außengelände oder nehmen an Aktivitäten mit den Erziehern Teil z.b. Vorleserunde, Schnitzaktion, Tipibau, etc.

Freies Spiel

Das Freispiel ist ein wichtiger Bestandteil unserer Arbeit im Waldkindergarten und ganz bewusst als pädagogisches Mittel gewählt.

Wer in Freiheit leben will, muss Freiheit erst erfahren“ (Gerald Hüther)

Das selbstbestimmte Spiel in der Natur ist dazu eine Gelegenheit. Freies Spiel im Waldkindergarten heißt selbstbestimmtes Spiel in Bezug auf die Zeiteinteilung, die Wahl des Ortes, die Auswahl von Materialien, die Freiwilligkeit an offenen Angeboten teilzunehmen und die Selbstbestimmtheit des Kindes, ob es alleine oder in einer bestehenden Gruppe oder mit einem selbst ausgesuchten Spielpartner spielt. Freispiel bedeutet, dem Kind die Möglichkeit zu geben, sich selbst zu strukturieren, zu organisieren, zu entscheiden und zu kommunizieren. Kinder nutzen das Spiel, um sich ein möglichst breites Spektrum an Denkmöglichkeiten zu erschließen. Damit schaffen sie sich die Grundlage der Kreativität.

Es gibt keinen Unterschied zwischen Spielen und Lernen“ (Renz Polster).

Kinder lernen beim selbstständigen, beim freien Spiel, in unterschiedliche Rollen zu schlüpfen und sich damit selbst zu erweitern. Sie lernen als Gruppe zusammenzuarbeiten, untereinander zu teilen, zu verhandeln, Konflikte zu lösen und für sich selbst einzustehen. Dies sind wichtige Grundlagen des sozialen Miteinanders und der sozialen Widerstandskraft.

Für uns Erzieher bedeutet das Freispiel die Möglichkeit der wertfreien Beobachtung, der Begleitung und Impulssetzung.